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01.03.2021

Persönlich. Serie zum Coronavirus

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«Die Promis vermissen die Aufmerksamkeit»

Folge 167: Renata Angehrn vermittelt Prominente und organisiert den Swiss Men’s Award. In der Jetztzeit eine Herausforderung, wie sie sagt. Denn durch fehlende Events fallen viele Gelegenheiten der Selbstvermarktung weg.

Frau Angehrn, hauptberuflich vermitteln Sie Promis für Events. Wie wirkt sich die jetzige Zeit für Sie aus?
Keine Red Carpet oder Promotion Events, keine Eröffnungen und somit keine Arbeit. Ich halte mich mit kleinen administrativen Arbeiten für diverse Firmen über Wasser und hoffe, dass wir bald wieder durchstarten können und ich «meine» VIPs wieder zu tollen Events einladen darf.

Wie reagieren «Ihre» Promis darauf, dass es keine Veranstaltungen mehr gibt?
Gemischt. Für die VIPs, die für Events gebucht werden und damit Geld verdienen, ist das Ganze ein grosses finanzielles Problem. Für jene VIPs, die aus Freude und wegen der sozialen Kontakte an Events gehen, ist die Gefahr gross, dass sie «in Vergessenheit» geraten. Es ist wichtig, an Events zu gehen, um sich zu präsentieren, Networking zu betreiben und eventuelle Engagements reinzuholen. Es geht nicht ums Cüpli, sondern darum, sich zu vermarkten.

Welche Auswirkungen haben die letzten zwölf Monate auf die Eventbranche generell?
Ich habe gemerkt, dass vielen nicht bewusst ist, was alles hinter einem Event steht. Es ist nicht nur das Konzert oder die Eröffnung oder die Premiere, es sind die Location, das Catering, die Technik, der Show-Act, die Moderatoren, die Putzfrau und wir, die Veranstalter und Eventorganisatoren, die keine Einnahmen haben. Aber auch die Visagistin, der Coiffeur und das Kleidergeschäft verdienen weniger, weil die Leute sich weniger stylen. Ich könnte da noch viel mehr aufschreiben. Und die Event-Branche hat keine richtige Lobby. Viele sagen: «Ist doch egal, wenn kein Event stattfindet.» Aber, dass viele dadurch ohne Arbeit sind, ist ihnen nicht bewusst.

Wie sieht 2021 aus?
Es wird alles etwas eng. Die Sponsoren sind unsicher oder haben kein Budget nach diesem Jahr. Die Locations trauen sich nicht ihre Location zu vermieten, aus Angst, der Event finde kurzfristig coronabedingt nicht statt. Die Kunden sind unsicher, wie das Jahr wird, und zögern. Ich plane ins Ungewisse, habe Dutzende von «Vielleicht»-Sponsoren, «Vielleicht»-Locations und auch «Vielleicht»-Eventorganisationsanfragen. Somit kann ich meine Rechnungen auch nur vielleicht bezahlen.

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Der «Mister Right 2020» und das OK des Swiss Men’s Award: Renate Angehrn und ihre Töchter Joy und Kim (Bild: zVg.)

Momentan sind Sie mit dem Swiss Men’s Award beschäftigt. Was ist das genau?
Der Swiss Men’s Award ist ein Männerpreis der Schweiz. Er wird 2021 unter dem Motto «Be yourself» verliehen. Wir suchen keine perfekten Männer, sondern Charaktere mit Stärken, Schwächen, Ecken und Kanten, die einfach sich selbst sind. Teilnehmen kann jeder, unabhängig von Nationalität, Hautfarbe, Sexualität, Zivilstand, Alter oder Körpermassen.

Ohne weitere Mithilfe?
Unterstützt werden die Kandidaten auf dem Weg zum Finale – das sich über ein halbes Jahr erstreckt – von fünf prominenten Coaches. Sie alle bringen ihre ganz eigene Geschichte mit und helfen den Männern dabei, ihren eigenen Weg zu gehen. Monatlich findet eine öffentliche Challenge statt, die von einem der Coaches gehostet wird. Mit diesen schreibt jeder einzelne immer wieder ein Stück an seiner «Swiss Men’s Award»-Geschichte – bis zum grossen Finale.

Ist dies auch eine Reaktion auf die ganze Genderdiskussion?
Nein, eigentlich nicht. Die Idee hatte ich schon im Hinterkopf, seit ich mich mit Mister-Wahlen auseinandergesetzt habe. Ich wollte einfach, dass jeder «Mann» mitmachen kann. Früher waren die Wahlen ja so, dass man 1,78 Meter gross sein musste, nicht verheiratet usw. Das hat mir nie gepasst. Darum nun der Swiss Men’s Award, damit wirklich jeder in der Schweiz lebende Mann mitmachen kann.

«Aufstehen, Krone richten und weitergehen»

 

Ist die Bereitschaft, an einem solchen Wettbewerb teilzunehmen, grösser oder kleiner als in «normalen» Zeiten?
Zögerlicher. Es trafen etwa so viele Anmeldungen ein wie im letzten Jahr, aber erst kurz vor Anmeldeschluss. Ich denke, die Männer haben abgewartet, ob der Event 2021 wirklich stattfindet.

Sie sind ja selbst eine aktive Person. Haben Sie ein Geheimrezept, um eine solche Krise zu überstehen?
Ich habe das grosse Glück, eine tolle Familie zu haben, vier tolle Kinder und deren Partner sowie sechs bezaubernde Enkel, die mir das Leben täglich lebenswert machen. Nichtdestotrotz beisse ich sehr an der Situation. Erstens finanziell und zweitens fehlen mir die sozialen Kontakte schon sehr, da ich gerne Menschen kennenlerne und Freundschaften pflege. Aber wer mich kennt, weiss, ich gebe nie auf, nach dem Motto: Aufstehen, Krone richten und weitergehen. Ich habe das Jahr genutzt, um Konzepte zu schreiben und Ideen auszuarbeiten, damit ich, sobald es losgeht, voller Power wieder starten kann.

Sie leben jetzt im Thurgau, ursprünglich kommen Sie aus der Stadt Zürich. Wird an den beiden Orten anders mit der Pandemie umgegangen?
Ich denke nicht. Pandemie ist Pandemie und überall hat es Kritiker und Übervorsichtige.

Was war für Sie das prägendste Erlebnis der letzten Wochen?
Das Casting des Swiss Men’s Award. Aus 40 tollen Männern haben wir die Top 20 ausgesucht.