JENAN JOSEPH

In dem freikirchlich evangelischen Umfeld seiner aus Sri Lanka eingewanderten Eltern ist Jenans Weg vorbestimmt: Er soll Prediger werden, wird auf Reisen geschickt, um seine Ausbildung zu absolvieren und selbst als Missionar tätig zu sein. Acht Jahre verbringt er im Dienst der Kirche in Kanada. Im Sommer 2022 erleidet er mit gerade mal 30 Jahren einen Herzinfarkt. Sein Glück im Unglück: Er kann noch den Notarzt rufen, bevor er in Ohnmacht fällt. Mitverantwortlich für den Stress, der wohl zum Infarkt führt, ist eine toxische Beziehung. Er schafft es, sich aus dieser zu lösen, rutscht aber immer tiefer in eine Depression. Als er sich psychologische Hilfe holt, merkt Jenan: „Das Leben, das ich hier lebe, ist gar nicht meines, sondern eines, das andere von mir wollen.“ Im April 2023 kehrt er zurück in die Schweiz und erklärt seinen Eltern, dass er sich nicht vom Glauben abwendet, aber seine Zukunft nicht als Prediger sieht. Diese sind anfangs wenig begeistert, heute ist das Verhältnis aber gut – und Jenan stolz darauf, mit seinen Eltern auf Augenhöhe und mit Respekt kommunizieren zu können. Sein Traum: „Ich habe während meiner Tätigkeit für die Kirche sehr viel Armut gesehen. Ich würde gern etwas von meinem Wohlstand weitergeben und irgendwo ein Kinderheim aufbauen.“